In fünf Tagen von Belgien über Luxembourg, Frankreich ins Berchtesgadener / Salzburger Land und zurück
Damals, anno dazumal im April des Herrn 2009 war das Wetter zum Kinderzeugen schön.
Der Comte von Waulsort schlug seiner Gattin vor das Rindviech endlich auf die Weide zu schicken, da die Graslandschaft vor seinem Schloß bereits 2, 76 cm geschossen war.
Ich hatte beschlossen eine kleine Tour nach Berchtesgaden zu fahren und so brach ich um 9.30 Uhr Ortszeit auf.
Zunächst folgt man der N97 durch Dinant um in Achêne auf die E411 nach Luxembourg zu rollen. Ich hatte so richtig Lust mal Gummi zu geben und so brauste ich mit 139,78 km/h über die Autoroute; es ist nicht ganz ungefährlich, da man offiziell nur 120 km/h rasen darf.
Nachdem man über die A4 / E25 und weiter über die A13/E25 Richtung Saarbrücken bis hinter Luxemburg-Stadt fährt, verläßt man dann die Autobahn in Mondorf und ist über die D1 sogleich in Schengen.
Hier beschlossen 1985 die EU-Staaten alle Grenzen innerhalb der EU abzuschaffen. Dies wurde auch bis auf wenige Ausnahmen (z.B. England, Irland, Bulgarien, Rumänien und Zypern) durchgeführt. Man rollert einfach jetzt durch die Landschaft und merkt nur noch an der Sprache in welchem Land man ist.
Wir scootern weiter nach Apach, N153 Sierck-les-Bain, Montenach über die D956 um dann der D19 folgend in Bouzonville Einzug zu halten.
Die D 918 führt nach Ittersdorf und Saarlouis. Die B 406 geht von Völklingen nach Saarbrücken.
Hier war ein Herr O. Lafontaine mal neun Jahre lang Bürgermeister. Geht man durch die Altstadt von Saarbrücken, wird einem immer wieder gesagt, das dieses und jenes Etablissement dem Herrn L. gehört.
Man sollte aber auf alle Fälle das von F-J. Stengel erbaute Barockschloss, das Adelspalais, die anno 1546 erbaute erste "alte Brücke", das Rathaus in Alt-Saarbrücken, den Stadtpark und die Hafeninsel, die Kasematten unterm Schlossplatz sowie den Deutsch-Französischen Garten besuchen.
Weiter ging`s nach Kleinbittersdorf und in France über die N 51 nach Sarreguemines. Folgen wir der N 22 gelangen wir nach Bitche.
Hier finden wir eine Zitadelle in der die 5600 Einwohner locker reinpassen würden, würde man nochmals versuchen die lothringische Gemeinde zu überfallen.
Jetzt überfiel mich aber mächtiger Hunger. Ich erinnerte mich das man laut Michelin-Führer in Bitche hervorragend speisen kann. Genau dieses tat ich auch.
Hätte ich mein Golfbesteck dabei könnte ich sogar auf einem Supergolfterrain eine Runde drehen.
Alsdann verläßt man Bitche über die D 662 vers Niederbroum-les Bains, fährt durch Reichshoffen nach Gunderhoffen und kommt nach Haguenau. Jetzt sind wir nur 25 Kilometer von der elsässischen Hauptstadt Straßburg entfernt. Auch hier lohnt sich ein Stadtrundgang; zumal man immer wieder auf Europaabgeordnete trifft, die sich die Zeit totschlagen müssen.
Mich zog es aber weiter über die D 1063 nach Soufflenheim. Hier findet man einen Golfplatz der ein teures Greenfee aufruft, ohne einen entsprechenden Gegenwert zu bieten.
Folgen wir der N 363 kommen wir endlich in Allemagne, pardon, in Deutschland an; nämlich in Rastatt. Das Rastatter Schloß mit seinen Kasematten ist ein Muß.
Die B 36 führt nach Ettlingen; ich durchrollerte Karlsbad, Pforzheim und Vaihingen um über die B 10 Stuttgart zu errreichen. Ich kam um 17.10 Uhr an und hatte 464 Tageskilometer auf dem Tacho. Nur wenige Strassen weiter von meinem Hotel befindet sich das neue Porsche-Museum und ich war versucht es zu besuchen. Aber ich ließ aufgrund der vorgerückten Stunde und den umfangreichen Tageseindrücken Porsche Museum sein.
Am nächsten Morgen ging`s um 9.10 Uhr Ortszeit los. Zunächst über die B 10 nach Esslingen am Neckar, dann Deizisau und Plochingen, Reichenbach nach Ebersbach, Uhingen und Göppingen. Hier kommen die tollen Miniaturzüge her; sie werden von der Firma Märklin gebaut. Das Schloß ist als vierflügeliger Renaissancebau erstellt worden und ist ein Besuch wert. Der Handballclub Frisch Auf ist bundesweit bekannt.
Es rollerte sich weiter nach Eislingen, Geislingen und Amstetten, gefolgt von Lonsee und Domstadt bevor man in Elchingen eintrudelt. Elchingen als Hauptgemeinde hat noch nicht mal ein eigenes Wappen; seine drei Eingemeinden jeweils eine eigene. Es folgte Günzburg, dem Legolandplatz von Bayern, und Burgau welches durch die Raststätte bekannt ist. Über Zusmarshausen gelangt man dann in die Fuggerstadt Augsburg. Die Augsburger bekamen im 2. Weltkrieg eins auf die Mütze, da sie kriegswichtiges Material, sprich Flugzeuge der Marke Messerschmidt, produziert hatten. Selbstredend ist ein Aufenthalt ein Genuß für Kunst- und Kulturliebhaber. Dies wußten schon die Römer und hatten hier ein ständiges Lager.
Ich scooterte aber weiter nach Friedberg, Dasing und Adelzhausen. Wunderbare Landschaften und schönes Dahingleiten nach Odelzhausen, Sittenbach, Erdweg, Indersdorf, Röhrmoos im oberbayerischen Landkreis Dachau. Ich hatte von einem supertollen bayerischen Biergarten in Mariabrunn gehört und den besucht. Ich hätte etwas verpasst, wenn ich den nicht angefahren wäre. Das "sUper" ist noch untertrieben. Nach dem Radler ging es weiter nach Ampermoching, Hainhausen, Günzenhausen und Eching. Neufahrn, Notzing und Erding folgten bevor es nach Dorfen und Mühldorf am Inn ging. Dann folgte Burghausen, wo die Arbeitslosen Weihnachtsgeld erhielten.
Garching an der Alz, Tacherting, Trostberg und Palling, die nächsten Stationen auf meinem Weg. In Traunstein, eine Stadt die mehrfach abgefackelt wurde ist man besonders stolz darauf das Josef Ratzinger hier aufwuchs und seine Primiz empfing. Jedenfalls stolpert man über die Papstbrüste und den Benediktweg.
Meine Route fortsetzend kam ich nach Winkl, Stegen, Marquartstein, Unterwössen nach Reit im Winkl, ein Luftkurort in dem man tagtäglich zur Kasse (Kurtaxe) gebeten wird. Aber es ist schon schön in all diesen schneebedeckten Bergen als Flachlandtiroler unterwegs zu sein. Ich folgte der Alpenstraße nach Schneizlreuth und kam um 16.45 Uhr über Ramsau in Berchtesgaden eingerollert. Ich war an diesem Tag 436 Kilometer unterwegs gewesen.
Meinen dritten Tag im Berchtesgadener Land verbrachte ich damit Salzburg zu erobern, mir das Dokumentationscenter am Obersalzberg anzuschauen und die Touriattraktion Königssee zu besuchen.
Der vierte Tag begann um 9.00 Uhr mit der Rückfahrt.
Schon nach wenigen Kilometern fing es an zu regnen und ich war gezwungen meinen orangenfarbenen Hein Gericke Plastikregenkombi anzuziehen. Da es zudem nebelig war, entschloß ich mich die ersten Kilometer über die Autobahn zu fahren und zwar solange wie es regnete. So kam ich über Bischofswiesen und Bad Reichenhall auf die BAB 38 nach München. Mein toller Regenkombi hatte die stramme Autobahnfahrt nicht ausgehalten und hing in Fetzen an meinem Leib. Ich dachte ans Hofbräuhaus und lecker Bier, ließ den Besuch dann doch sein, weil es noch früh am Morgen war. Dafür lief ich unterm Regenschirm ein bischen über den Viktualienmarkt. Ich wollte etwas typisch bayerisches mit nach Hause bringen.
Dann ging`s weiter über die BAB gen Augsburg. Es regnete zwar immer noch aber ich quittierte den Vierspurer und schlug mich ins Gelände über die B 2 bis kurz vor Donauwörth. Hier fuhr ich Richtung Riedlingen. Am Ortseingang machte mein Scooter brrrrrrrrruuuuuoooommmmmmmmmmm und der Motor ging aus. Ich startete und startete und nach dem fünften Mal sprang Nexus wieder an. Ich fuhr wieder los und nach 200 Meter war das Motörschen wieder aus. Ich wartete in einer Bushaltestelle auf ein Wunder und darauf das der Regen aufhören möge, denn schließlich ist ein waschechter Italoroller Sonnenschein gewohnt und nicht Dauernässe. Ich entledigte mich meiner teuren, zerfledderten Regenhaut und machte mir ein paar warme Gedanken. Nach einer halben Stunde sprang Nexus beim ersten Mal wieder an und ich fuhr ins nächste Dorf, nach Felsheim. Dort ging das Theater wieder los. Gottseidank direkt vor einer Bäckerei mit Kaffeeaussschank. Ich schob mir ein Törtchen rein, schlürfte meinen halben Liter Kaffee und folgte der Bäckerdamen-Auskunft zum Dorfmotor-Radschrauber.
Der sagte mir das er keine Ahnung von Roller und auch kein spezielles Werkzeug hätte und schickte mich zurück nach Augsburg zur Piaggio-Fachvertretung Pfanz auf der Donauwörther Strasse.
Mit mehreren Aussetzern kam ich bei dem netten Herrn Pfanz persönlich in seinem großen Fachgeschäft an und schilderte ihm mein Problem. Herr Pfanz meinte ganz trocken, es könne nur an der Einspritzung oder aber am Wassereinzug des Luftfilters liegen. Er könne mir aber nicht helfen. Ich erklärte ihm meine Situation und schlug vor bis zum nächsten Tag zu warten. Er wollte absolut nicht sein fachhändlerisches Wissen und Können unter Beweis stellen, sondern schickte mich zum Boschdienst um die Ecke.
Als ich dort mein Wehwehchen erläuterte, verstand der Sachverständige die Welt nicht mehr. Ein Piaggio-Fachhändler hatte ihm noch nie einen Piaggio-Marken-Roller zur Reperatur geschickt. Auch er konnte wegen fehlender Schaltpläne nicht helfen und ließ mich im Regen, der jedoch aufgehört hatte, stehen.
Was soll ich sagen: zu meiner Verwunderung sprang mein Sonnenscheinitaliener an und ich ging auf die Autobahn mit dem Hintergedanken, das der ADAC mir sicherlich helfen würde wenn das Zweirad wieder muckte.
Es muckte aber nicht und so kam ich über die Autobahn um 18.10 Uhr und nach 470,9 Tageskilometer in Karlsruhe an.
Da war ich natürlich richtig hungrig. Und so ließ ich es mir munden:
Zweierlei von der Gänsestopfleber mit Litschi und Sellerie als Vorspeise,
Lammhaxencracker und Minze als Zwischengang,
Filet und Bäckchen vom Hohenloher Rind
Pina Colada mit Ananas, Kokos und weißem Rum.
Am fünften Tag war es soweit: es regnete wieder. Von Karlsruhe machte ich mich um 8.45 Uhr auf in Richtung Germersheim. Nach zwei Kilometer sagte mein sonnengewohnter Italiener "Ciao" und quittierte den Dienst. Nun stand ich da mit nassem Haupt und durfte mein Zweirad 300 Meter zurückschieben in eine Renault-Werkstatt. Der Meister dort schaute mich verdutzt an und meinte das ich wohl mit einem geschrumpften Renault vorfahre. Nach Scherzen war mir nicht zumute und so bat ich ihn um Werkzeug. Das wurde mir sofort gegeben und ein Plätzchen in der Werkstatt bekam ich auch zugewiesen. Ich öffnete den Vor- und dann den Hauptluftfilter, säuberte und trocknete die Luftschwämme, et voila, mein Superscooter sprang an und lief so als wäre nie etwas gewesen.
So donnerte ich über die B 427 nach Landau i.d. Pfalz, Neustadt a.d. Weinstrasse und über die B 39 nach Lambrecht. Über Hochspeyer erreichte ich das regenverwöhnte Kaiserslautern. Die Strecke war eine wunderschöne Er-Fahrung, wäre ich nur nicht so nass geworden.
Ab Kaiserslautern, auch K-Town genannt, nahm ich die B270 nach Katzweiler, weiter nach Hirschborn, Sulzbachtal, Olsbrücken.
Es regnete und regnete und meine Handschuhe waren plitschnass. Langsam kroch die Kälte in mir hoch und ich hatte keinen Sinn mehr für meine wunderschöne Umgebung.
So rollerte ich durch Krumbach, Kaulbach, Rutsweiler, Wolfstein, Lauterecken.
In Langweiler dachte ich ans Aufhören, aber kein Hotel in Sicht; also weiter die Wassermassen durchschneidend nach Sien, Fischbach. Von hier kam ich über die B41 nach Idar-Oberstein. Der dortige Mac`s verhalf mir zu einem heißen Drink. Auf der Toilette hing ein Handblasetrockner. den nutzte ich geschlagene 30 Minuten bis die Handschuhe wieder etwas Wärme ausstrahlten.
Weiter nach Rötsweiler, Birkenfeld, Brücken, Eisen, Nonnweiler und Hermeskeil und der B52 folgend nach Kenn.
Von hier an ging`s über die BAB 64 nach Luxembourg, durch Luxembourg-Stadt quer durch auf die A4/E411 Richtung Arlon. Hinter Luxembourg hatte Petrus genug von seiner Pinkelei und es hörte endlich auf zu schütten. So nahm ich die Abfahrt Wellin und erreichte Beauraing. Dann die N95 lang, die kilometerlang schnurgeradeaus führt, genauso wie die Himmelsleiter vor Monschau, bis Mesnil-St.-Blaise. Über die N915 kommt man nach Blaimont und etwas später erreichte ich meine Heimstatt.
Nach zehnstündiger Fahrt und 438,9 Kilometer war ich heilfroh es geschafft zu haben.
Einen Tag später lag ich mit einer ordentlichen Erkältung im Bett.